Freiheit hat einen Geruch

von Michael Bremer

Hier ist nicht der Geruch von Freiheit und Abenteuer aus der Marlboro-Werbung gemeint, sondern der bis 1989 eher seltene Geruch von überfetteten 2-Takt-Gemisch kündigte im  Herbst des Jahres, die Ankunft unserer Brüder und Schwestern aus der sowjetisch besetzten Zone an.  

Nachdem  Berlin und die östlichen Grenzregionen Westdeutschlands noch in der Nacht vom 9. November 1989 von unzähligen Trabant und Wartburg Fahrzeugen – quasi geflutet wurden – näherten sich die ersten Ost-Automobile bereits am nächsten Tag den weiter westlich gelegenen Ballungszentren. Mit jedem  weiteren Tag gehörten auf einmal Trabant und Co.  zum alltäglichen Strassenbild. Die kleinen Probleme und Engpässe bei der Treibstoffversorgung mit 2-Takt-Mischung waren für die Ost-Automobilisten kein Hemmnis den Westen zu erobern.

Neben dem Geruch sind auch einige brenzlige Situationen mit Fahrzeugführern aus dem Osten in Erinnerung geblieben, diese hielten einfach am Ende von Beschleunigungsstreifen abrupt an, mit der Folge von schweren Auffahrunfällen.

Ein bislang im Westen eher unbeachtetes Detail, dass bislang meist nur bei Tunnelfahrten im Urlaub oder auf dem Land bei Güllegeruch genutzte wurde, rückte in den täglichen Fokus: Die Umluft-Taste.

Die Automobilindustrie reagierte ebenfalls prompt und besserte die bis dahin verwendeten Sensoren für die automatische Umluftschaltung, mit den neuen Geruchsmustern 2-Takt-Abgas, verbrannte Braunkohle und Teergeruch nach.

Heute fast 25 danach gibt es immer noch vereinzelt hier und da mal einen Trabant zu sehen, aber die  Wartburg-Modelle sind mittlerweile fast vollständig aus dem Strassenbild verschwunden.