Das Automobil und der Rennsport

von Michael Bremer

Die überragende Erfindung des ausgehenden 19. Jahrhunderts – das Automobil – prägt wie keine andere bis heute unser tägliches Leben. Keine 10 Jahre nach der Erfindung  von Carl Benz und Gottlieb Daimler 1886 wurden bereits in Frankreich erste automobile Wettfahrten durchgeführt. Es war „en vogue“ ein Automobil zu besitzen und sich im sportlich fairen Wettkampf zu messen.

Der Antrieb des Menschen sich durch sportlich fairen Wettkampf weiter zu entwickeln ist so alt wie die Menschheit selbst. In der Natur nennt man das Evolution, in der Technik Fortschritt.

Einige besondere Menschen wurden von der Faszination der individuellen Mobilität derart inspiriert, das mit ihren Erfindungen individuelle Mobilität für uns  selbstverständlich und immer einfacher verfügbar wurde. Nach den „Urvätern“ mit viel Weitsicht, kamen die „Verbesserer“ mit genialen Ideen, die z.T. bis in unsere Tage überlebt haben, wie z.B. der Allradantrieb, der Luftreifen, der Scheibenwischer oder die Zündkerze. Die dritte Generation schaffte den Übergang von der Einzelfertigung zur Massenfertigung und darf sich „Massenmotorisierer“ nennen. Heute denken die Autobauer weltweit darüber nach, wie das vernetzte Automobil uns immer mehr bei der Benutzung entlastet und uns sicher und so umweltverträglich wie möglich zu unserem individuellen Ziel bringt. Dieses Bedürfnis nach selbstbestimmten Transport kann und wird sich nicht durch andere Verkehrsträger befriedigen lassen.

Allen Generationen ist gemein, dass sie sich über den automobilen Sport weiterentwickelt haben und sich von Jahr zu Jahr, oftmals auch von Monat zu Monat, angespornt und übertroffen haben. Leider degenerieren unsere Ingenieure heute durch die Möglichkeiten der Simulation und durch die Kostenzwänge des Controlling. Da wird mit grosser Detailverliebtheit an Bauteilen getüftelt, die kein Mensch sieht und hört!

Rennen fahren ist und sollte völlig simpel sein: Wer nach einer vereinbarten Zeit oder Rundenanzahl als erster nach dem gemeinsamen Start über die Ziellinie fährt, hat gewonnen.

Ausufernde Regeln und technische Vorgaben sind völliger Blödsinn! Die Vorgabe eines vereinbarten Quotienten aus Fahrzeuggewicht geteilt durch die Motorleistung wäre simpel und auch noch gut kontrollierbar. Wer dann noch beim Schummeln erwischt wird, wird halt aus der laufenden Jahreswertung ausgeschlossen und fährt danach nur noch um die Goldene Ananas…

Auch der ganze Hybrid- und Elektro-Schnickschnack in der Serie und im Rennsport ist eher eine gewaltige Fehlentwicklung. Geringe Reichweite im E-Betrieb, zusammen mit Range-Extender schwer, sehr teuer und eigentlich oft nichts weiter als ein temporärer Booster, dessen Gesamtwirkungsgrad und CO2-Bilanz eher schlecht ist. Ein Volkswagen XL1 ist das auf die Spitze getriebene Beispiel für Leichtbau im Karosseriebau, gepaart mit einem ultraleichten Verbrenner-Motor, das könnte ein Weg für die Serie und für den Rennsport sein.

Als erster grosser Hersteller verweigert sich Ford diesem ganzen Schnickschnack und hat das Urmodell des Rennwagens neu erfunden: Ein leichter Rennwagen wird von einem ausreichend starken Motor angetrieben. Das ist der Weg aus der Sinnkrise des Rennsports: Leichte Rennwagen, tolles Design ohne Flips und Flaps mit aus der Serie abgeleiteten Treibwerken. Der neue Ford GT wird den Rennsport und die Serienfertigung nachhaltig verändern.

Der Hybrid-Hype im Rennsport wird sofort in sich zusammenbrechen, wenn denn einer unserer Ölmulties endlich grosstechnisch in die CO2-Freie Treibstoffproduktion einsteigt! Da sich das Thema mit den Batterie-Gewicht auf absehbare Zeit nicht wirklich verbessern wird, sollte stattdessen die Treibstoffproduktion aus Algen und biologischen Reststoffen mit Hilfe von Energie aus Sonne und Wind, das Thema sein, was wir fördern sollten.

P.S.: Das wäre auch für unsere sonnenverwöhnten griechischen Nachbarn eine Chance etwas zu produzieren, das auch in grösseren Mengen exportiert werden kann und einen höheren Preis als Feta und Oliven am Weltmarkt erzielt.